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PressReader.com – Kalifornische Klassiker
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Kalifornische Klassiker
David Crosby und Jackson Browne sind Pioniere des Westküsten-sounds. Mit zwei Alben polieren sie nun ihr Spätwerk auf.
- Märkische Oderzeitung Eberswalde
- 23 Jul 2021
- David Crosby: Jackson Browne:
Los Angeles. David Crosby wurde 1941 in Los Angeles geboren, der sieben Jahre jüngere Jackson Browne wuchs als Kind in der Küstenmetropole auf. Ihr Sound: eine mit viel kalifornischem Lebensgefühl angereicherte Stilmixtur aus Us-folkrock und Country, Flower-power-pop und Jazz, die in den 1960er- und 1970er-jahren zeitweise global die Radiowellen, Charts und Kritiker-hitparaden dominierte.
Man muss kein Prophet sein für die Vorhersage, dass die nun gleichzeitig erschienenen Alben der Veteranen nicht mehr dieselbe Wirkung erzielen werden wie vor Jahrzehnten. Crosbys Platten mit The Byrds oder Crosby, Stills & Nash (zeitweise auch inklusive Neil Young) sind Ikonen einer Ära; Brownes melodieseliger Songwriter-pop von einst ist immer noch ein perfekter Soundtrack für sanfte Hippies der Seventies und danach. Beide Musiker sind schon lange Mitglieder der Rock And Roll Hall Of Fame – also eigentlich Museumsstücke.
Und doch: David Crosby (79) poliert mit „For Free“seinen etwas verblassten Glorienschein nun ebenso auf wie Jackson Browne (72) mit „Downhill From Everywhere“. Besonders erstaunt bei beiden, wie fantastisch sich ihr Gesang gehalten hat. „Das weiß ich echt nicht“, sagt Crosby, der im Zoom-interview sehr alt aussieht und sehr jung klingt, kichernd auf die Frage, welche Wundermittel seiner hellen, klaren Stimme seit über 50 Jahren helfen. „Ich tue nichts Besonderes dafür. Okay, ich rauche keine Zigaretten mehr, das hilft. Aber ich rauche natürlich Marihuana, sogar eine ganze Menge. Doch das scheint meiner Stimme eben nicht zu schaden. Solange sie so gut funktioniert, werde ich sie zur Hölle noch mal benutzen.“
Browne wiederum erzählt im Fachblatt „Rolling Stone“(Juli-ausgabe), sein dunklerer Gesang bleibe „einfach durchs Singen“schön. Er gibt aber auch zu, vor Jahren mal „bei verschiedenen Gesangslehrern“gewesen zu sein. „Diese Sorge, wie ich so gut wie möglich singen kann, begleitet mich schon mein ganzes Leben. Und mit gut meine ich nicht stark. Manchmal ist leise besser als kraftvoll.“
Doch was wären feinste Vocals ohne starke Songs? In dieser Hinsicht hat sich vor allem Grammy-gewinner Crosby auf „For Free“selbst übertroffen – mehr noch als bereits auf seinen vier vorherigen Comeback-platten nach langer Solo-pause, von „Croz“(2014) bis „Here If You Listen“(2018).
Schon das Titelstück ist eine Offenbarung der Songschreiber-kunst. „For Free“stammt von Joni Mitchell, Crosbys ehemaliger Freundin, die er bis heute verehrt. „Ich denke, sie ist die Beste von uns allen“, sagt er dazu. „Ich liebe ihre Lieder. Sie ist eine schwierige Frau (lacht), aber eine fantastische Songwriterin, Sängerin und Musikerin. Ich kann Joni einfach nicht widerstehen.“
Aufgenommen hat Crosby die Ballade im Duett mit der 30 Jahre alten Sängerin Sarah Jarosz, den Klavier-part übernahm sein Sohn James Raymond. Bei dessen Erwähnung gerät der Musiker erneut ins Schwärmen. „Es ist ein Geschenk, mit einem solchen Sohn gesegnet zu sein.“Mit „I Won‘t Stay For Long“, dem Schlussstück auf „For Free“, habe nicht er selbst, sondern Raymond den besten Songs des Albums geschrieben.
Prägnante Altherren-kollaborationen für die zehn Folk-jazzperlen ergaben sich mit dem 73-jährigen Donald Fagen – „Rodriguez For A Night“dürfte der beste Song sein, den dessen Band Steely Dan nie aufgenommen hat – und mit Michael Mcdonald (69), der legendären Stimme der Doobie Brothers. „Das sind alles Leute, die die Musik in ihrer echten Substanz lieben“, sagt Crosby. „Sie kommen nicht nur fürs Geld her.“Routiniert oder gar angestaubt klingt hier tatsächlich nichts. Zwei weitere Alben seien schon in der Mache, kündigt der Künstler kurz vor seinem 80. Geburtstag am 14. August an.
Auf seinem harmonischen, hochsoliden Alterswerk „Downhill From Everywhere“erreicht Browne zwar nicht ganz die Flughöhe
des älteren Kollegen. Doch wer seine Fabel-alben „Late For The Sky“(1974) oder „Running On Empty“(1977) gern hört, dürfte auch mit den zehn neuen, teils mexikanisch und spanisch angehauchten Liedern kaum fremdeln.
Die warme Stimme des graubärtigen Westcoast-troubadors ist natürlich die halbe Miete. Und Songs wie „Minutes To Downtown“, „Love Is Love“oder das (wie so oft beim Altlinken Jackson Browne) politisch aufrüttelnde „Until Justice Is Real“vermitteln das Gefühl, einem klugen Freund zu lauschen. Am Ende widmet er seiner Wahlheimat den sonnigen „Song For Barcelona“. Nein, entgegen dem pessimistischen Albumtitel geht es mit diesem Singer-songwriter keineswegs bergab.
„For Free“, Bmg/warner „Downhill From Everywhere“, Inside Recordings/ada/warner